Wolf von Saša Stanišić in einer Bühnenfassung von Claudia Waldherr
»Jörg ist wie alle eigen und wie alle anders, er wird aber von den anderen noch mal andersiger gemacht, verstehst du?«
Saša Stanšić. »Wolf«
Seit Kemi und seine Mutter zu zweit den Alltag bewältigen müssen, läuft nichts mehr so, wie der 13-jährige Einzelgänger es sich wünscht. Diesen Sommer zum Beispiel muss er in ein Ferienlager, das zu allem Übel auch noch mitten im Wald liegt – Für Kemi der absolute Albtraum, verbringt er seine Zeit doch am liebsten damit, sich ganz alleine in ein gutes Buch zu vertiefen. Als wäre es nicht schon genug, den Urlaub mit den nervigen Klassenkamerad*innen zu verbringen, darf Kemi sich nun auch noch mit überambitionierten Betreuer*innen herumschlagen. Zeit zum Lesen bleibt hinsichtlich der pädagogisch wertvollen Kinderbespaßungsmaschinerie mit Sicherheit nicht.
Zu allem Überfluss sind Marko und seine Jungs, die Dreschke-Zwillinge, auch mit von der Partie. Gott sei Dank haben sie sich den Außenseiter Jörg als Zielscheibe für ihren Hohn und Spott ausgesucht. Warum? Jörg hat überdurchschnittlich große Ohren, geht leidenschaftlich gerne wandern und heißt halt Jörg, das reicht. Glück gehabt, oder? Denn – und dessen ist sich Kemi schmerzlich bewusst – gäbe es Jörg nicht, wäre wohl er selbst das perfekte Opfer des sadistischen Trios. Und so bleibt ihm nur – wie allen anderen auch – zuzusehen, wie das Mobbing immer bedrohlichere Züge annimmt. Hilfe von den Erwachsenen ist leider nicht zu erwarten, scheinen sie doch mindestens ebenso überfordert wie die jugendlichen Campbewohner*innen. Doch wann ist der Zeitpunkt da, an dem man nicht mehr zusehen kann? Und wie bringt man den Mut auf, sich den Mobbern entgegenzustellen? Und am allerwichtigsten: Was hat es mit dem unheimlichen Wolf auf sich, der Kemi nachts den Schlaf raubt? Zum Glück ist er nicht gänzlich allein mit den Herausforderungen des Ferienlageralltags, findet sich doch ein unkonventioneller Verbündeter, wo er am wenigsten damit rechnet: hinter den Kochtöpfen der Campküche.
Aufführungsrechte: Saša Stanišić



